Mittwoch, 6. Juli 2011
Die Werke der Nikolaiten
Im Sendschreiben an die Epheser lesen wir in Offb.2,6:
„Aber dies hast du, daß du die Werke der Nikolaiten haßt, die auch ich hasse“.
Nicht nur hatten die Epheser damals die falschen Apostel erkannt, sondern sie stellten sich auch offen gegen die Werke der Nikolaiten. Offensichtlich hatte die Gemeinde, trotzdem, dass sie die erste Liebe verlassen hatten, eine tiefe und richtige Erkenntnis, was die Gemeindestruktur betrifft. Die Gemeinde in Ephesus wurde von einer Gruppe von Ältesten geleitet, unter der es zu Spannungen kam. Paulus lies Timotheus zurück, um den aufkeimenden Irrlehren und Spaltungstendenzen entgegenzuwirken. Über längere Zeit lehrte und ermahnte er als Apostel und hielt die Ältesten zusammen auf das gemeinsame Ziel ausgerichtet. Es könnte sein, dass die Gemeinde dadurch einen kostbaren Stand in guter Lehre bewahrte. Im Epheserbrief lesen wir auch, wie Paulus seine stärkste Lehre für die innere Struktur der Gemeinde dort entwickelte. Das alles mag dazu beigetragen haben, dass die Epheser auf der Hut waren und falschen Ansätze innerhalb der Gemeinde sofort erkannten.

Dazu gehörten auch die Lehre und die Werke der Nikolaiten. Was ist damit gemeint?
Das Wort setzt sich zusammen aus „nike“, was soviel wie siegen, überwinden heißt und „laos“, was Volk bedeutet. Die Nikolaiten waren also die „Sieger oder Überwinder des Volkes“. Sie waren diejenigen, die es geschafft hatten, sich über das gemeine Volk emporzuschwingen. Personen, die eine höhere Position über den anderen eingenommen hatten - um es klar zu sagen, es waren in den Gemeinden diejenigen, die sich anmaßten über dem normalen Gemeindevolk die Rolle eines Priesters oder eines offiziellen Amtes auszuüben, das ihnen Autorität über die Gemeindeglieder gab. Später führte das zur Prägung der bekannten Kirchenhierarchie und zur völligen Trennung zwischen dem Klerus (Erwählte, Berufene) und den Laien (das gemeine Volk) Dies geschah im Gegensatz zu der Leitungsstruktur, die Jesus seinen Jüngern gab: „Wer der Größte sein will, sei der geringsten Diener“. Und im Gegensatz dazu, dass wir alle Berufene, Erwählte sind und Priester des Höchsten genannt werden.

Ich denke, wir sollten auch heute, so wie damals die Epheser, eine gesunde Unterscheidung und Erkenntnis entwickeln und beginnen die Lehre und die Werke der Nikolaiten zu hassen.

Ric

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Freitag, 17. August 2007
Zwei Arten von Leiterschaft, nicht nur in der Hausgemeinde
1. Die statische Leiterschaft

Leiter dieser Ausprägung haben eine mehr mechanistische Sicht der Organisation. Sie bevorzugen gleichartige und überschaubare Strukturen, die erklärbar und voraussagbar sind. Sie üben eine funktionalistische Art der Leitung aus, bei der das „reibungslose Funktionieren“ der Organisation angestrebt wird. Nicht berechenbare Faktoren und Zusammenhänge empfinden sie als störend und wollen sie lieber ausblenden oder sie in ein Schema hineinbekommen.
Leiter, die so ausgerichtet sind, neigen dazu, möglichst alle Abläufe in der Organisation zu kontrollieren und optimal zu managen. Mit bestimmten Techniken wollen sie das Erreichen von Zielen sicherstellen und die Leistung optimieren. Dabei können sie sehr erfolgreich sein und das Wachstum der Organisation sicherstellen. Pläne, Regeln und Normen sind ihnen dabei wichtig, weil sie das ganze System erhalten. An bewährten und vorgegebenen Strukturen können sie formalistisch und streng festhalten. In der Regel wollen Sie eine starke Einheit durch die gemeinsame Ausrichtung auf eine Vision und auf ein Normensystem erreichen. Sie wollen den Status Quo der Organisation auf jeden Fall halten und fördern damit Istitutionalismus und Strukturabhängigkeit.
Statische Leiter sind meistens programmorientiert und leistungsorientiert, bzw. gemeindewachstumsorientiert. Sie sagen „kommt zu uns, wir haben die Antwort“ und sie investieren viel in die Attraktivität ihrer Organisation. Als Aufseher haben sie den Anspruch die Bedingungen für Stabilität, Sicherheit und Ruhe zu schaffen. Dabei sorgen sie sich darum, dass jeder Bereich der Organisation ausgefüllt und abgesichert ist. Die Leiter werden als der Kopf gesehen, die ganze Organisation mit ihren Mitgliedern als der Körper. Koordination und Leitung geht von den Leitern aus und soll alle Teile der Organisaiton erreichen.


2. Die flexible Leiterschaft

Leiter dieser Art sind ideal für Organisationen, die den Charakter eines lebenden Organismus entwickelt haben (vergleichbar mit hochkomplexen lebenden Systemen wie das Ökosystem der Natur oder das heutige Internet Web 2.0). Sie suchen das Unbekannte und Fremde. Unterschiede und Spannungen fordern ihre Kreativität und Experimentierfreudigkeit heraus. Sie mögen freiwillige und informelle Treffen. Vor Veränderung und Chaos haben sie keine Angst, wenn die Dinge ihrer Meinung nach zu reibungslos laufen, dann versuchen sie zu provozieren. Für statische Organisationen werden sie dadurch meistens unbequem und anstrengend. Orientierung und Leitung geschieht für sie durch den ganzen Organismus – der Leiter passt sich der Entwickling des Organismus und den Bedingungen an und steuert hier und da, wo es notwendig erscheint. Flexible Leiter suchen die Einheit in der Vielfalt durch Ergänzung und Neukombination. Unterschiedliches vermischen sie miteinander, um es neu zu organisieren. Damit setzen sie synergetische Effekte frei und bilden neue Formen. Isolierte Bereiche und Einzelteile wollen sie miteinander vernetzen, um neue Verbindungen und Konstellationen zu kreieren. Dadurch schaffen sie immer wieder Unruhe und Instabilität und bringen die Organisation an den Rand des Chaos. In der Regel wird aber dadurch der Boden und die Umgebung für Erneuerung vorbereitet, damit sich das organische System weiterentwickeln kann. Wenn flexible Leiter nicht den nötigen Freirum zum Wirken bekommen, brechen sie aus. Sie sind dynamisch und fließend, flexibel und unberechenbar. Nach einer bestimmten Zeit wollen sie einen neuen Zustand und neue Umstände schaffen. Ihre visionäre Ausrichtung macht sie zu Pionieren, Eroberer und Gründer. Ihre Devise ist „geh zu ihnen, sie brauchen dich“ – deshalb scheuen sie auch keine Mühe und sind immer in Bewegung. Weil sie Neues gebären wollen und können, geben sie die Initialzündung für viele neue Arbeiten und kreative Entwicklungsprozesse und sind auch bereit in das Wachstum zu investieren.

Fazit:

Nun ist es wichtig, dass wir nicht den einen Leitertyp gegen den anderen ausspielen, sondern anerkennen, dass beide ihre Berechtigung haben und ihr Einsatz gleicherweise notwendig ist. Man weiß von wachsenden Organisationen, die für Innovation bekannt sind und bewiesen haben, dass sie in der Lage sind auf die sich ständig verändernden „Umweltbedingungen“ adäquat zu regieren, dass sie über beide Formen der Leiterschaft verfügen. Die statische Leiterschaft ist notwendig, wenn die Organisaiton durch eine Pionierphase hindurch eine Zeit der Stärkung und Stabilisierung notwendig hat und die Qualität verbessert und gesichert werden muss. Andererseits ist da die flexible Leiterschaft gefragt, wo es um Pionierarbeit und Neugründung geht und besonders dann, wenn die Organisation nicht zu einem institutionalisierten System verkommen soll, sondern durch wiederkehrende Innovationsprozesse regeneriert und vitalisiert werden muss, damit sie ein echtes organisches System bleibt oder wird. Denn tote Organisationen – besonderes im Bereich der Kirchen –gibt es genug. ric

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Mittwoch, 21. März 2007
Leiten durch Überzeugen IV
Hingabe statt Verbindlichkeit

Jeder der regelmäßige Treffen wie Hausgemeindeabende organisiert kennt die Situation: Wenn überhaupt melden sich manche Leute kurz vor dem Treffen aus verschiedensten Gründen ab. Sie kommen nicht zu dem Treffen. Ihre Gründe sind so manchesmal für die Leiter kaum oder gar nicht nachvollziehbar. Frust baut sich auf und dem Leiter kommt die Frage in den Sinn: „Wozu mache ich das eigentlich alles?"

Wir haben hier ein Spannungsfeld:
Diejenigen die Verantwortung in der Hausgemeinde übernommen haben und / oder Leitung ausüben, sowie Diejenigen in deren Räumlichkeiten die Treffen stattfinden haben sich verpflichtet wenn es irgend geht bei jedem Treffen da zu sein. Entsprechend setzen sie ihre Prioritäten und hoffen auf eine gute Entwicklung dieser Treffen. Sie bereiten sich Woche für Woche auf diese Treffen vor, auch wenn es manchmal echt Mühe bereitet.
Auf der anderen Seite haben wir Christen, die „lediglich" Besucher dieser Treffen sind. Da sie nicht organisatorisch verantwortlich sind, nehmen sie sich eher die Freiheit individuell zu entscheiden, ob sie zu den konkreten Abend kommen oder dieses eine Treffen auch mal ausfallen lassen. Hier jetzt direkt an Konsumentenhaltung zu denken ist überzogen - auch wenn der Gedanke nahe liegt.

Mir sind schon einige Vorträge, Strategien und Artikel über die Förderung der Verbindlichkeit unter Christen begegnet. Wenige fand ich hilfreich. Aus den USA kennen wir sogar so genannte Verträge, den z.B. Mitglieder von Hausgemeinden miteinander eingehen. Ich für meinen Teil würde unter keinen dieser Verträge meine Unterschrift setzen.

Nimmt diese Unverbindlichkeit in den Augen der Leiter überhand, wird dann auch schon mal neu - mit mehr oder weniger Druck - über die notwendige Verbindlichkeit in der Gruppe gesprochen und darauf gedrungen, dass die Mitglieder sich dem einfügen. Oft haben solche Bemühungen kaum oder keinen Erfolg.

Wo liegt hier das Problem? An unserer mehr und mehr individuell ausgerichteten Kultur, die kaum noch Verbindlichkeit kennt? Aus mangelnder Unterordnung der Einzelnen unter Gott?
Oder liegt das Problem doch ganz woanders? Ich meine, es liegt oft ganz woanders.

Hingabe statt Verbindlichkeit
Machen sie mit mir einmal folgendes Experiment:
Schließen sie die Augen und fühlen sie mal, wie sich folgende zwei Begriffe anfühlen: „Verbindlichkeit" und dann „Hingabe".
Was empfinden sie, wenn sie zuerst den einen und dann den anderen Begriff auf sich wirken lassen? Nicht wenige fühlen sich beim Begriff „Verbindlichkeit" unwohler als beim Begriff „Hingabe". Dabei ist „Hingabe" der intensivere Begriff. Hingabe verlangt weit mehr als nur Verbindlichkeit und dennoch wird „Hingabe" angenehmer empfunden.

Verbindlichkeit
Was verbinden wir mit diesem Begriff? Wir fühlen uns an etwas oder jemand gebunden. Daher mag auch das Unwohlsein kommen, wenn wir diesen Begriff auf uns wirken lassen. Gebunden, nicht frei in seinen Entscheidungen.
Woran binden wir uns denn, wenn wir den Begriff in unser Setting der regelmäßig stattfindenden Treffen stellen? Da wird von Leiterseite ganz schnell vorgebracht, dass man sich hier Gott gegenüber verbindlich zeige. Aber das wird anders empfunden. Wer in einer gesunden Beziehung mit Gott lebt wird durchaus auch hier und da empfinden, dass es nicht Gott ist, der jetzt erwartet, dass man zu dem Treffen kommt. Und das glaube ich gerne.
Es stellt sich eher das Gefühl ein, dass man sich hier an ein Programm oder noch schlimmer an die Leiter binden solle. Ist es Gott der die Treffen einberuft oder doch eher Menschen? Doch die Menschen, oder?
Damit will ich nun wirklich nicht sagen, dass solche Treffen falsch wären! Natürlich sind sie gut und wichtig. Der Schreiber des Hebräerbrief bringt es scheinbar auf den Punkt:
Hebräer 10:25 indem wir unser Zusammenkommen nicht versäumen, wie es bei einigen Sitte ist, sondern einander ermuntern, und das um so mehr, je mehr ihr den Tag herannahen seht!
Aha, also doch, wir sollen die Versammlungen nicht versäumen. Diese sollten Priorität haben vor so vielen Privatinteressen. Ist dem wirklich so? Steht das dort? Sehen wir doch einmal genauer hin, vor allem auf den Zusammenhang:
Hebräer 10:23 Lasst uns das Bekenntnis der Hoffnung unwandelbar festhalten denn treu ist er, der die Verheißung gegeben hat 24 und lasst uns aufeinander acht haben, um uns zur Liebe und zu guten Werken anzureizen, 25 indem wir unser Zusammenkommen nicht versäumen, wie es bei einigen Sitte ist, sondern einander ermuntern, und das um so mehr, je mehr ihr den Tag herannahen seht!
Zunächst geht es darum, dass wir fest an dem Bekenntnis der Hoffnung festhalten und uns einander ermutigen, dies zu tun. Dies gründet auf die unwandelbare Treue Gottes zu uns. Wir sollen positiv einander zugewandt sein und ein positives Interesse aneinander zeigen. Zur Liebe und guten Werken sollen wir uns anreizen. Wie tun wir das? Mit der vorwurfsvollen Frage, wo der Andere denn beim letzten Treffen gewesen sei? Wohl kaum. Mit dem erhobenen Zeigefinger Verbindlichkeit mahnend? Eher nicht. Eher doch mit echtem Interesse.

Das echte Interesse kann sich z.B. Darin zeigen, dass man bei einer telefonischen Absage, aufgrund eines Unwohlseins dem Absagenden Freiheit gibt und das schlechte Gewissen nimmt. Ja sogar anbietet für ihn zu beten, jetzt sofort am Telefon oder nachher beim gemeinsamen Gebet in der Gruppe. Begegnet man mir so, wenn ich absage weil es mir an dem Tag nicht gut geht, werde ich mehr Interesse haben, das nächste mal dabei zu sein.

Jetzt erst, nach der Betonung der positiven Zuwendung kommt der Schreiber des Hebräerbrief auf die Treffen zu sprechen. Mir scheint er hebt diese besonders hervor, weil er darin gesunde und wohltuende Gelegenheiten sieht, einander Gutes zu tun und nicht die bloße Pflichterfüllung eines Programms gegenüber.
Er schaut auf solche, die diese Zusammenkommen säumen und regt an, einander zu ermuntern, statt zu ermahnen. Luther übersetzt hier den griech. Begriff „para-kaleo" mit „ermahnen" - was man so tun kann - doch passt diese Deutung nicht in den Kontext. So mancher liest hier die Bedeutung des Ermahnen im Sinne von:
jemandem zureden (um ihn zu ermahnen), jemandem ermahnen, zu etw. auffordern, anfachen, aufrufen, antreiben; jemandem etw. einschärfen
Die andere richtige Lesart von „ermahnen":
Jemand trösten, gut zureden, ermuntern, freundlich und stärkend zu jemandem sprechen
ist hier richtiger. Daher lasst uns einander ermuntern und nicht den Zeigefinger mahnend erheben.

Mancher nimmt die unmittelbar folgenden Verse zu der Bibelstelle noch hinzu:
Hebräer 10:26 Denn wenn wir mutwillig sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, bleibt kein Schlachtopfer für Sünden mehr übrig, 27 sondern ein furchtbares Erwarten des Gerichts und der Eifer eines Feuers, das die Widersacher verzehren wird.
Aber Vorsicht! Hier findet ein Gedankensprung statt. Der Schreiber bezeichnet nicht das Versäumen der Treffen als mutwilliges sündigen. Es geht hier wieder darum unwandelbar an dem Bekenntnis der Hoffnung festzuhalten und nicht um die Versammlungen.

Hingabe
Wie sieht es nun mit der Hingabe aus? Würden wir Christen auffordern sich einer Gemeinde, einer Organisation oder einem Programm hinzugeben, ernten wir zurecht heftige Ablehnung. Hingabe ist zu stark, als das wir dies auf Menschen und deren Versammlungen anwenden wollten. Sich aber Gott, unserem Retter, Erlöser und liebenden Vater hinzugeben ist ein gänzlich anderer Gedanke. Etwas was wir aus Liebe zu Ihm tun wollen und wozu wir uns auch gegenseitig ermuntern können / sollen.
Hingabe kann nicht eingefordert werden, so wie Verbindlichkeit. Jemand gibt sich entweder Gott hin oder er tut es nicht. Zwingen können wir keinen und er wird auch nicht von Gott gezwungen. Gott umwirbt uns beständig und ermuntert uns zur Hingabe, er zwingt uns nicht dazu.
So schreibt Paulus:
Römer 12:1 Ich ermahne (ermuntere) euch nun, Brüder, durch die Erbarmungen Gottes, eure Leiber darzustellen als ein lebendiges, heiliges, Gott wohlgefälliges Opfer, was euer vernünftiger Gottesdienst ist. 2 Und seid nicht gleichförmig dieser Welt, sondern werdet verwandelt durch die Erneuerung des Sinnes, dass ihr prüfen mögt, was der Wille Gottes ist: das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene.

Gebe ich mich Gott nun hin, so hat das natürlich Auswirkungen auf meine Prioritäten. Das kann sehr wohl die Auswirkung haben, dass auch die Versammlungen eine hohe Priorität bekommen, unabhängig davon, wie wichtig diese Versammlungen denen sind, die sie organisieren. Hingegebene Jünger haben den natürlichen Wunsch sich zu versammeln, miteinender Gott zu loben, Gottes Wort zu studieren und liebevolle Gemeinschaft untereinander zu pflegen. Hingegebene Jünger muss ich nicht ermahnen, es reicht ihnen Gelegenheiten anzubieten.

Und wieder: Leiten durch Überzeugen
Wieder geht es darum, dass wir durch ein positives Vorbild leiten. Wenn Leiter vorbildlich in der positiven Hinwendung zum Anderen handeln und den Anderen begegnen, ist dieser attraktiv für die Jünger. Ein solcher wird durch eigene Hingabe und der damit verbundenen freudigen Verbindlichkeit Vorbild sein. Begegnet der Einzelne im Leiter einem angenehmen Vorbild, der auch noch ehrliches Interesse zeigt, wird dieser dem Leiter eher folgen wollen.
Bedenken wir, wie Gott mit uns handelt. Er, der nun wirklich alles Recht hätte von uns zu fordern, umwirbt uns mit Freundlichkeit und Liebe. Er zeigt Langmut und Sanftmut mit uns. Er setzt uns nicht unter Druck, weil wir Versammlungen versäumen. Sollten wir nicht diesem Vorbild nachahmen?

Nicht gerufen Gemeinden zu gründen
Richard Schutty schrieb letztens, dass Gott uns nicht geboten hat, Gemeinden zu gründen. Das ist sehr wahr! Gott hat uns geboten Jünger zu machen (Matth. 28:19+20) Machen wir uns noch einmal deutlich: Gott hat uns nicht beauftragt in die Städte der Welt zu gehen und dort regelmäßige Versammlungsprogramme anzubieten. Gott hat uns nicht zu Programmen gerufen, sondern zu den Menschen. Ihnen, den Menschen, zu begegnen verlangt auch ihnen in ihrer Individualität zu begegnen. Das mag sich dann evtl. auch darin ausdrücken, dass nicht immer alle brav beisammen sind.
Ich meine es ist immer wieder wichtig, dass wir uns das ins Gedächtnis rufen - gerade dann, wenn uns Frust übermannt, weil wieder einmal Einige für die Versammlung abgesagt haben.
Die Menschen der Gemeinde und damit die eigentliche Gemeinde gehört nicht den Leitern, sie gehören alleine nur Gott. Machen wir nicht den Fehler unsere Versammlungen mit der Gemeinde zu verwechseln. Jesus allein ist es der die Gemeinde gegründet hat und der diese formt und prägt. Unsere Versammlung ist nicht die Gemeinde, sondern nur das Zusammenkommen eines Teils der Gemeinde - ein sichtbarer Ausdruck des Leibes Christi. Programme sind hier lediglich Hilfsmittel und nicht der Sinn und Zweck der Versammlungen.

Hingabe statt Verbindlichkeit
Lasst uns nun einander ermuntern uns Gott hinzugeben und darin positiv anreizende Vorbilder sein. Gerade, wenn wir in Leitungsverantwortung stehen, sollte der liebevolle Charakter Gottes durch uns scheinen. Und wenn uns wieder der Frust übermannt fragen wir uns erneut, wem wir uns hingegeben haben: unserem liebenden Gott oder einem Programm.
Lasst uns einander anreizen uns Gott konsequent hinzugeben, so werden wir auch in unserem Denken verändert und die gemeinsamen Zeiten werden ganz natürlich für jeden von uns an Wichtigkeit gewinnen.

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Freitag, 5. Januar 2007
4. Die Ältesten als Aufseher und Hirten der Gemeinde
In den Briefen des NT lesen wir, dass in den neu entstandenen christlichen Gemeinden immer auch einzelne Personen als Verantwortungsträger in Erscheinung traten. Zunächst geschah das informell und den jeweiligen Bedürfnissen und Erfordernissen entsprechend.
Die Gemeindetreffen in den Häusern lehnten sich natürlicherweise an die übliche Hausstruktur der orientalischen Familie (oikos) an. Der Vater des Hauses war in dieser Tradition die natürliche Autorität der Familie und wurde von allen akzeptiert und respektiert. Die ersten Gemeinden übernahmen die Familienstrukturen in dessen Hause sie sich trafen. Aus einigen Briefen des Paulus ist das deutlich zu erkennen (z.b. Eph.2, 19).
Die 12 Apostel besaßen wegen ihrer besonderen Beziehung zu dem Herrn Jesus eine ursprüngliche Autorität, welche über die Jerusalemer Gemeinde hinaus anerkannt wurde. Als die Zahl der Christen in der Stadt immer mehr zunahm und unübersichtlicher wurde, entschloss man sich, auch Diakone als zusätzliche Verantwortungsträger einzusetzen. Jahre später hören wir von Ältesten, die in Jerusalem und in Antiochien eine besondere Verantwortung für die Arbeit trugen. Zusammen mit den Aposteln beaufsichtigten sie die Geschicke der Gemeinden.
Feststehende Ämter und Positionen gab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Der Terminus des Ältesten wurde aus dem Judentum übernommen, im Tempel und besonders in der Synagoge waren sie, zusammen mit den Priestern und Schriftgelehrten besondere Verantwortungs- und Würdenträger.

Der „neue Älteste“ der Gemeinde Jesu ist jedoch nicht mit dem jüdischen Ältesten zu vergleichen. Verantwortung, Leitung und Autorität gewinnt unter dem Einfluß des Evangeliums eine grundsätzlich neue Bedeutung. Im Neuen Testament finden wir auch verschiedene Begriffe für Personen, die innerhalb der Gemeinde Verantwortung ausübten. Teilweise sind sie untereinander austauschbar oder betonen besondere Aspekte und Aufgaben von Verantwortung und Autorität:

1. Ältester: presbyteros = Älterer, Alter, von Ansehen und Ehre, auch Botschafter, oder Sippenoberhaupt, Wurzel für das Wort Presbyter.
Die erste Erwähnung der christlichen Ältesten ist in Apg.11.30 – dann in Apg.15.2.4.22; 16.4; 20.17.28-30; 21.18; 1.Tim.5.17; Jak.5.14; 1.Petr.5.1; 2.Jo.1; 3.Jo.1 (Mitältester in 1.Petr. 5.1.)
Wichtig: Ältester wird in der Bibel immer in der Mehrzahl genannt. Offensichtlich gibt es keinen Ältesten der allein im Amt ist. Es geht immer um die Ältestenschaft bzw. den Ältestenrat der Stadt oder der Gemeinde.

2. Aufseher: episkopos = Beobachter, jemand der die Aufsicht hat, jemand der acht gibt. Auch Christus wird episkopos genannt (1.Petr.2.25)
Im Glauben bewährte Personen der Gemeinde wurden anbetracht ihrer beobachtenden Sorge für die Gemeinde so genannt (Apg.20.28; 1.Petr.5.2-3; Phil.1.1; 1.Tim.3.1.2.). Sie waren besondere Verantwortungsträger, beauftragt mit der geistlichen ”Aufsicht” der Gemeinde.
Daraus entstand der Begriff „Bischof“, der später zum Titel für denjenigen wurde, der unter den Ältesten die Führung übernahm und später die alleinige Gemeindeleitung beanspruchte.
Um 100 n.Chr. Entstehung des „Monarchischen Episkopats“, der Vorläufer des christlichen Priesters und später des Pastors. (siehe mein Buch unten links: "Die erste Gemeinde - die frühe Kirche")

3. Hirte: poimen = Schafhirte, Schäfer, allein 7 Bibelstellen nehmen Bezug auf Jesus als dem guten Hirten, weitere 5 Stellen sind in anderem Zusammenhang. Das Verb poimaino = weiden hüten, kommt häufiger im NT vor. Es umfasst die ganze Aufgabe und Pflicht eines Schafhirten; Führen, Bewachen, Beschützen, Tragen der schwachen Lämmer, Fürsorge, Leiten zum Futter. Es ist immer auf den geistlichen Bereich ausgerichtet und meint die Tätigkeit der Ältesten u. Aufseher (Mt.2.6; Joh.21.16; Apg.20.28; 1.Petr.5.2; Jud12; Offb.7.17).
Die große Herde wird poimne genannt (Mt.26,31; Luk.2,8; Joh.10,16; 1.Kor.9.7) und kommt nicht im Zusammenhang mit den Ältesten und Hirten vor.
Die kleine Herde (Herdlein) wird poimnion genannt und zwar da, wo es um den Dienst der Apostel und der Ältesten geht (Luk.12, 32; Apg.20, 28.29 1.Petr.5,2.3). Das weist darauf hin, dass sich die Ältesten als Hirten die Aufsicht über mehrere kleine Gruppen geteilt haben.

Daneben spricht die Bibel im übertragenen Sinne noch vom:
Vorsteher: proistotes = Vorsteher, Oberster, Leiter, Regierer – enthalten in: proistemi = vorstehen, betreiben, sich befleißigen, arbeiten für, mühen, die Leitung inne haben (siehe auch die Bezeichnung für die Motivationsgabe Administrieren in Römer 12,8.) Des weiteren meint es auch dem eigenen Haus vorstehen (1.Tim.3,4.8.12) - in der Gemeinde arbeiten und vorstehen (1.Tim.5,17; 1.Thes.5,12)

Führer: hegeomai = Anführer, Wortführer, Sprecher, Regent, Gemeindeleiter (Mt.2,6; Lk.22, 26; Apg.7,10.22; Hebr.13,7.17.24; ) wird verwendet in 1.Tim. 5,13; 2.Petr.1,13 u.a... = Sorge tragen, denken, meinen halten für, achten auf, für recht halten ...
Biblische Führer sind weitsichtige Personen, die der Gemeinde vorausgehen, treue Menschen, die die Bedürfnisse der Gemeinde richtig einschätzen und sie umsichtig und selbstlos führen (Hebr.13, 7.17.24)

Verwalter: oikonomos = Haushalter, Hausherr, Schatzmeister, Kämmerer (Lk.12,42; 16,1.3.8; 1.Kor.4,1.2; Gal.4,2; Tit.1,7) - es bezeichnet auch die Apostel und Diener des Evangeliums, weil sie durch die Verkündigung das Heils in Christus das Geheimnis der Gnade Gottes (auch die Gnadengaben) verwalten und an die Menschen austeilen oder auch den einzelnen Glaubenden. Siehe auch oikos / oikonomia = Familie, Haus, Haushalt, Hausverwaltung

Vorbilder: typos = Bild, Muster, Prägung, Modell, Form, Typ (Apg.7,44;Hebr.8,5; Phil.3,17; 1.Thes.1.7; 2.Thes.3,9; 1.Tim.4,12; Tit.2,7; 1.Petr.5,3) Älteste müssen so leben, dass sie als Vorbilder in der Gemeinde gelten, damit sie ein Beispiel sind, dem die Gemeindeglieder nach- ahmen können – ein Beispiel für die Jüngerschaft.


Nun die Textbeispiele im Überblick, z.T. miteinander verknüpft

Wenn Paulus sich in seinen Briefen an die Leitung einer Gemeinde wandte, dann sprach er immer die Ältesten als Gruppe der Verantwortungsträger der Gemeinde an. Dabei verwendete er drei Begriffe synononym zueinander. Altester, Hirte, Aufseher:

1. In Apg.20.17.28 spricht er die Ältesten von Ephesus an und ermahnt sie:
„Von Milet aber sandte er nach Ephesus und rief sich die Ältesten (presbyteros) der Gemeinde herüber...“. (konkordantes NT)
„...gebet acht auf euch selbst und auf das gesamte Herdlein ( poimnion), unter das euch der Geist, der heilige, zu Aufsehern (episkopos) gesetzt hat, zu Hirten (poimaino) die herausgerufene Gemeinde Gottes ...“. (konkordantes NT)
Paulus benutzt hier Worte wie Älteste, Aufseher und Hirten und meint damit die selben Personen.

2. In 1.Petrus 5,2 sagt der Apostel wörtlich (Urtext): „Den Ältesten unter euch nun spreche ich zu... hirtet das Herdlein Gottes unter euch, es beaufsichtigend (episkope), nicht genötigt, sondern freiwillig, Gott gemäß, ... (konkordantes NT)
In Vers 3 b sagt er dann: „...sondern indem ihr Vorbilder werdet des Herdleins“.
Petrus benutzt hier die Worte Älteste, Hirte, Aufseher, Vorbilder für die selben Personen.

3. In Titus 1.5.7 beauftragt Paulus den Titus, Älteste in Kreta einzusetzen:
„Deswegen ließ ich dich in Kreta zurück, damit du, was noch mangelte, in Ordnung bringen und in jeder Stadt Älteste einsetzen solltest, wie ich dir geboten hatte, ....
Denn der Aufseher muss untadelig sein, als Gottes Verwalter (oikonomos)...“.
Hier bezeichnet Paulus die gleichen Personen als Älteste, Aufseher und Verwalter.

4. In Hebr.13,7: „Gedenkt eurer Führer, .... Schaut den Ausgang ihres Wandels an und ahmt nach (mimeomai, mimetes) ihren Glauben! Vers 17:
„Vertrauet euren Führern und seid ihnen folgsam denn sie wachen für eure Seelen“.
die Führer sind Vorbilder und Aufseher über unsere Seelen

5. Weiter in 1.Tim.5,17 heißt es: „Die Ältesten, die gut vorstehen, sollen doppelter Ehre gewürdigt werden ...“.
Alteste sind gleichzeitig Vorsteher

6. 1.Petrus 2.18- 25 spricht von Jesus selbst, der für alle Leiter ein Beispiel ist:
„ ... Denn ihr gingt in die Irre wie Schafe, aber ihr seid jetzt zurückgekehrt zu dem Hirten und Aufseher eurer Seelen“.
und in1.Petrus 5, wird Jesus als Oberhirte bezeichnet.
Jesus gilt als das erste Vorbild, als oberster Hirte und höchster Aufseher


ÄLTESTE - AUFSEHER - HIRTEN - VORSTEHER - FÜHRER - VERWALTER - VORBILDER

Jeder dieser Begriffe betont dabei einen anderen Aspekt des selben Dienstes:

Ältester: die Qualifikation und Ehre ist angesprochen:
- Er ist geistlich gereift.
- Er hat Erfahrung.
- Er besitzt Weisheit und Urteilsfähigkeit.
- Er ist zur Führung geeignet.

Aufseher: das Werk und die Aufgabe ist gemeint:
- Er wacht über die ihm anvertrauten Menschen
- Er lehrt und ermahnt sie, sich richtig zu verhalten
- Er sorgt für ein gesundes geistliches Wachstum
- Er achtet auf die gesunde Lehre und warnt vor Verführung

Vorsteher: die Verantwortung und Arbeit ist angesprochen:
- Er steht der Gemeinde vor.
- Er trägt die Last und die Verantwortung.
- Seine Autorität wird anerkannt.
- Er müht sich um die Einheit der Gemeinde.

Hirte: der Charakter und das Wesen des Dienstes ist hier gemeint:
- Er weidet und leitet die Herde wie ein guter Hirte
- Er dient den ihm anvertrauten Menschen und sorgt sich um jeden einzelnen
- Er kümmert sich um die Unversehrtheit der Schafe (schützt sie vor Feinden)
- Er liebt sie, wie sein eigenes Leben

Verwalter: der Dienst und Tätigkeiten sind angesprochen
- Er organisiert und verwaltet die Geschäfte und (Auf)Gaben der Gemeinde
- Er informiert die Gemeinde über die wichtigen Belange
- Er ist treu in allen anvertrauten Aufgaben

Führer: die Vollmacht und Autorität wird angesprochen
- Er kennt den Weg und zeigt den Weg und das Ziel auf
- Er ist vertrauensvoll und gibt Sicherheit
- Er geht voraus und stellt sich als erster dem Feind in den Weg

Vorbilder: das Geschehen, das Sein ist angesprochen
- Durch sein Verhalten und seine Erscheinung ist er ein Vorbild für alle
- Er hilft den Gemeindemitgliedern in der Heiligung zu wachsen
- Sein Verhalten, sein Lebensstil kann sicher nachgeahmt werden

ric

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Sonntag, 17. Dezember 2006
3. Die Autorität der Heiligen Schrift
Grundlage und Maßstab für alles Handeln in der Gemeinde ist der Wille Gottes, wie er uns in der Bibel mitgeteilt wird. Wir glauben an die göttliche Inspiration der Schrift und wir glauben daran, dass Gott in den vergangenen Jahrhunderten über sein Wort gewacht hat und wir es so wörtlich für unser Gemeindeleben übernehmen können (2.Tim.3,16). Wir brauchen keine zusätzlichen Offenbarungsinhalte zu den bereits gegebenen. Deshalb sind auch alle neuen Prophetien immer an dem prophetischen Zeugnis der Schrift zu messen und es darf dem nichts hinzutun oder hinweggenommen werden (Offb.22.18-19). Genauso, wie das Funktionieren des kooperativen Leibes Jesu untrennbar mit dem Wirken des Heiligen Geistes verbunden ist, so ist auch das Wort Gottes nur im Zusammenhang mit dem Heiligen Geist eine sinnvolle Hilfe für die Gemeinde. Sie gehören untrennbar zusammen.


1. Die Bibel ist das einzige und das richtige Handbuch für die Gemeinde.
Der Heilige Geist schließt uns das Wort zur Anwendung für das Gemeindeleben auf und gibt uns zu bestimmten Fragen und Problemen die entsprechenden Anweisungen, um uns zu helfen und uns zu leiten. Entscheidungen für alle Lebenslagen und für jede Situation in der Gemeinde können gut nach dem, was wir in der Bibel als Vorbild und als Lehre finden, getroffen werden. Die Bibel ist das einzige und das richtige Handbuch für die Gemeinde mit umfassenden Gebrauchsanweisungen und Regelungen für jede Eventualität. Sowohl das Alte, als auch das Neue Testament unterweist uns in einem heiligen und Gott wohlgefälligen Leben (2.Tim.3, 15-17).

2. Die Bibel ist der Rahmen innerhalb dess sich das Gemeindeleben bewegt.
Alles Handeln und Reden der Gemeindeglieder muß mit den Aussagen des Wortes Gottes geprüft werden. Ob es um die Weitergabe von prophetischen Worten, um allgemeine Gemeindeaktivitäten oder um die Ausübung von Leiterschaft geht, es muß alles geprüft werden an den Aussagen der Schrift. Die Bibel ist der Rahmen in dem sich das ganze Gemeindeleben abspielt, es sind die Leitplanken, die den Weg abgrenzen, den wir als Gemeinde gemeinsam gehen. Alles was sich außerhalb der Schrift bewegt ist für die Gemeinde nicht relevant. Durch das Wort Gottes bekommen wir die nötige Korrektur und Leitung für unser persönliches und für unser gemeinsames Leben als Gemeinde. Da die Bibel allen Menschen zugänglich ist und manchen in ihrer eigenen Sprache noch zugänglich gemacht werden wird, schafft sie die Voraussetzung für das allgemeine Priestertum aller Christen. Jeder kann fähig werden, die Instruktionen der Bibel zu verstehen. Die Bibel ist das am meisten übersetzte und am weitesten verbreitetste Buch der Welt. Sie ist keine Geheimbotschaft für einige Wenige und wird nicht von einer elitären oder klerikalen Priesterschaft verwaltet und kontrolliert, sondern ist der Allgemeinheit zugänglich und soll von allen auch für das Gemeindeleben genutzt werden.

3. In der Bibel ist die Energie für die Leitung der Gemeinde.
Die Bibel ist nicht vergleichbar mit allen anderen Büchern. In ihr stehen nicht nur Buchstaben, Theorien oder Geschichten, vielmehr begegnet uns in ihr die Person Jesu Christi, der seine Gemeinde recht führt und vorwärts bringt.
Im Wort Gottes verborgen liegt die stärkste Energie des Universums, eine schöpferische Kraft, mit der Gott diese Welt geschaffen hat und auch die Gemeinde am Leben erhält und sie sicher durch alle Angriffe dieser Welt führen will.

4.Das Wort Gottes bringt die Gemeinde zur geistlichen Einheit.
Das Wort Gottes gibt uns Kraft, Energie und Stärke für das Leben als Christ. Es rüstet uns mit allem aus, was für die Nachfolge in dieser Welt notwendig ist. Jesus selbst sagte: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus dem Munde Gottes kommt“. So ist uns das Wort Gottes Nahrung für den inneren geistlichen Menschen, damit wir gemeinsam mit allen anderen Gliedern der Gemeinde das Wachstum Christi wachsen können. Durch das Wort Gottes erhalten wir als Gemeinde eine gemeinsame Ausrichtung. Ohne das Wort gibt es keine Zurüstung und Auferbauung (Eph.4,11-16) und jede Zurüstung und Auferbauung muß auf der Grundlage des Wortes geschehen.


Ric

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Donnerstag, 14. Dezember 2006
2. Die Leitung und Führung durch den Heiligen Geist
Damit sind wir schon bei dem nächsten Prinzip zur Leitung der Gemeinde, die Wirksamkeit des Heiligen Geistes im kooperativen Leib. Natürlich sind die beiden Dinge untrennbar miteinander verbunden. Trotzdem wollen wir sie hier gesondert betrachten, um die besondere Bedeutung des Heiligen Geistes und seine Wirkungsweise herauszuarbeiten. Es sind die Impulse, die von der Schaltzentrale ausgehen.

1.Der Heilige Geist will alle Glieder beteiligen und inspirieren.
„Der Heilige Geist teilt jedem aus, wie er will“, heißt es in 1.Kor. 1 Er ist also souverän in dem Setzen der Impulse zur Leitung und zum Wachstum des gesamten Leibes und lässt sich das von keinem Menschen vorschreiben. Gott will, dass jeder Heilige aktiv am Leben des Leibes mit seinem Anteil beteiligt ist und kooperativ im Leib mitwirken kann. Es soll deshalb in der Gemeinde im eigentlichen Sinne nur aktive Mitarbeiter geben, die vom Heiligen Geist Steuerung und Anleitung bekommen. Die Impulse gehen vom Haupt in die Gelenke, bis in die Glieder. Bedenken wir, „der Heilige Geist teilt aus, wie er will“. Jede Art von Passivität hat den Geruch des Todes an sich und bedarf besonderer Aufmerksamkeit.

2.Der Heilige Geist übernimmt die Koordination des Gemeindelebens.
Wenn wir ihm den nötigen Raum dazu geben, wird er die verschiedenen Impulse, die einzelnen Aktionen und die unterschiedlichen Tätigkeiten des Gemeindelebens zusammenführen und auf eine göttliche Richtung lenken, die den ganzen Leib auferbaut. In einer Besprechung von 11 Leitern, die wir kürzlich hatten, konnte eine wichtige Frage, in der eine notwendige Entscheidung getroffen werden musste, auch nach längerem Reden nicht geklärt werden. Bis ein junger Mann, offensichtlich inspiriert durch den Heiligen Geist, einen einfachen aber weisen Vorschlag machte. Augenblicklich lenkten alle Beteiligten ein und übernahmen ohne Diskussion diesen Vorschlag. Wir waren alle verblüfft über diese plötzliche Wendung.

3. Er leitet die Gemeinde in alle Wahrheit.
„Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten; denn er wird nicht aus sich selbst reden, sondern was er hören wird, wird er reden, und das Kommende wird er euch verkündigen. Er wird mich verherrlichen, denn von dem Meinen wird er nehmen und euch verkündigen“ (Joh.16,13.14).
Mit diesen Worten meinte Jesus alle Gläubigen, nicht etwa nur einzelne Pastoren oder Leiter. Jeder Christ ist ein Priester und hat die Fähigkeit von Gott bekommen, Leitungen und Anweisungen des Heiligen Geistes zu hören.
So steht z.B. auch in 1.Joh.2, 20.27: „Und ihr habt die Salbung von dem Heiligen und wißt alles…. Die Salbung, die ihr von ihm empfangen habt, bleibt in euch, und ihr habt nicht nötig, dass euch jemand belehre, sondern wie seine Salbung euch über alles belehrt, so ist es auch wahr und keine Lüge; und wie sie euch belehrt hat, so bleibt in ihm.“
Gott befähigt jeden einzelnen Christen, von ihm zu hören. Es darf deshalb in der Gemeinde keinen blinden Gehorsam geben, sondern nur einen solchen, der aus Überzeugung kommt, dass das Gesagte und Geforderte Gottes Reden selbst ist. Das Schriftzeugnis und die eigene Erkenntnis, gelten als Bestätigung und Prüfung. Jeder Christ soll prüfen und unterscheiden. Als Gotteskind ist das der Stand der Selbständigkeit, den er erreichen soll. Dann erhält Leitung und Führung eine neue Dimension, nämlich die der Zusammenarbeit Vieler mit unterschiedlichen Gaben und Berufungen, um den Willen Gottes zu erkennen und zu tun.

4. Er bringt uns in den gemeinsamen Gottesdienst.
Auch was den Ablauf unserer Treffen und Versammlungen betrifft möchte der Heilige Geist durch alle wirken und ein gemeinsames Ganzes schaffen. So heißt es in 1.Kor. 14,26:
„Wenn ihr zusammenkommt, so hat jeder einen Psalm, hat eine Lehre, hat eine Sprache[nrede], hat eine Offenbarung, hat eine Auslegung; alles geschehe zur Erbauung.“
Bei einem unserer Gemeindetreffen erging die Frage an alle Beteiligten, wer denn ein Wort von Gott für unser Treffen habe. Es meldete sich unser schwächster Teilnehmer, ein leicht behindertes Gemeindemitglied, und zeigte uns ein Wort, das er von einem Plakat in der Straßenbahn abgeschrieben hatte. Das war genau das Wort, das Gott für dieses Treffen vorbereitet hatte.
Die Geistesgaben, die der Heilige Geist in die Gemeinde geben will sind vielfältig und dienen zur Gestaltung des Gottesdienstes und zur Auferbauung aller (so. 1.Kor.12,7). Die Gaben sind zum gemeinsamen Nutzen gegeben.
Die Gemeinde ist also nicht dazu da, dass einige wenige, begabte und ausgebildete Kleriker das Gemeindeleben gestalten, und die anderen Mitglieder sozusagen als „Zuschauer“ dabei sind. Nein, alle haben den gleichen Stand untereinander und sind von Gott als Akteure eingesetzt. Die Zuschauer können allenfalls die Ungläubigen und die Unsichtbare Welt sein. In diesem Bibelabschnitt ist keine Rede davon, dass ein Leiter den Ablauf der Treffen durch seine Gaben oder Lehren bestimmen sollte. Der einzige Maßstab, den Paulus hier aufstellt ist: „Alles geschehe zur gegenseitigen Auferbauung“ Und einige Verse weiter sagt er: „Propheten aber sollen zwei oder drei reden, und die anderen sollen urteilen.“ Wieder sind hier viele an der Gottesdienstgestaltung beteiligt.

Ric

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Sonntag, 10. Dezember 2006
Leiten durch Überzeugen III
Fehler und Fehlverhalten des Leiters

Einige vorlaufende Gedanken
Zunächst sei erwähnt, dass es nicht nur so ist, dass Leiter schlichte Menschen sind und somit auch Fehler haben bzw. auch sich falsch Verhalten, es ist sogar sehr gut so, dass dem so ist.
Eine geistliche Aufgabe zu haben andere Christen zu leiten ist eine Verantwortungsvolle Aufgabe und so ist es nicht verwunderlich, wenn Paulus an seine Jünger Timotheus und Titus einen ganzen Kriterienkatalog schreibt, nach denen sie Leiter aussuchen sollen. Diese finden wir in 1. Tim. 3:1-13 und Tit. 1:5-9.
Bei näherer Betrachtung stellen wir fest, dass ein guter Teil dieser Kriterien auf den Charakter des Leiters und die Lebenserfahrung anspielt.

Unser Ausgangsgedanke war ja: „Leiten durch Überzeugen”. Was also überzeugt Christen jemanden eine Leitungsaufgabe zu übertragen? Nicht in erster Linie eine Fachkompetenz, also z.B. umfassendes Bibelwissen oder ähnliches, sondern eher die Person des Leiters selber. Das sich diese Person im Umgang mit den anderen Christen und auch im vorbildlichen Umgang mit den grundlegenden Kriterien des Christseins bewährt hat. Hier geht es z.B. darum, ob dieser Leiter nicht nur eine nötige Sachkompetenz für sein Leitungsgebiet aufweist, sondern auch ob er diese auch an Andere vermitteln kann, bzw. diese nicht nutzt um sich über Andere zu erheben. Er hat in seiner Lebensart als Jünger Jesu überzeugt indem er Treue, Fleiß, Kenntnisse in theoretischer und praktischer Art bewiesen und dies mit gottgeprägten Charakter vereint hat. Er hat alles in allem Überzeugt.

Leider muss man zu häufig beobachten, dass der Sympathiefaktor für die Wahl eines geistlichen Leiters weit überwiegt und so nicht selten Christen in Leitungsaufgaben gestellt werden, die kaum oder gar keine Fachkompetenz aufweisen. Hier wird gerne das Modeschlagwort „Gott beruft nicht die Begabten, sondern er begabt die Berufenen” als Leitlinie erhoben, welches aber tatsächlich so nicht als biblische Wahrheit erkannt werden kann. Es stimmt schon, dass Gott offensichtlich mehr Wert auf Charakterstärken legt, was aber im Gegenzug nicht bedeuten kann, dass Fachkompetenz völlig vernachlässigt werden darf. Bringen wir uns dafür wieder die Kriterienlisten von Paulus in Erinnerung.
Zum Ausgleich werden auch nicht wenige Fachleute mit mangelnden Charakterstärken in Leitungsaufgaben gesetzt. Sie haben zwar teils sehr gute Kenntnisse, vermögen diese aber nicht in guter Weise an die Gemeinde weiterzugeben. Solche leben nicht selten in einer Art akademischer Distanz zu den anderen Gemeindegliedern.
Wenn also Gott Berufene begabt, dann tut er das bevor diese in Leitungsaufgaben gestellt werden und nicht erst mühsam danach.

Wie kommt es, dass nicht selten Christen in Leitungsaufgaben kommen, die nicht dafür geeignet sind? Eine der Hauptgründe sehe ich darin, dass die Gemeinde nicht weiß und keine Sensibilität dafür entwickelt hat, welche Kriterien Gott wichtig sind. Das ist nicht außergewöhnlich. Denken wir z.B. an die Wahl der ersten zwei Könige Israels im A.T. Der erste König Saul, gewählt nach menschlichen Maßstäben, wurde dem Volk sehr schnell eine schwer zu ertragende Last. Der zweite König David, gewählt nach den Kriterien Gottes, brauchte lange, bis er überhaupt als König Anerkennung vom Volk bekam. Diese beiden Charaktere in Bezug auf Leiter zu untersuchen ist sehr gewinnbringend. Zeigt die Geschichte dieser zwei Könige doch sehr gut auf, was einen Leiter in Gottes Augen qualifiziert und wie lange Gott sich manchesmal Zeit lässt, diese Leiter zu schulen und zu formen, bevor er sie in Leitungsaufgaben setzt. Dieses Studium möchte ich nun dem Leser überlassen, denn das kann leicht Bücher füllen.

Nicht nur, dass Christen oft nicht wissen welche Kriterien Gott an Leiter stellt, häufig wählen sie auch noch Leiter nach weltlichen Kriterien. Die Meinung, dass jemand, der erfolgreich im Beruf eine Leitungsfunktion bekleidet, als fähig angesehen wird auch eine Gemeinde zu leiten - was leicht völlig danebengehen kann - ist weit verbreitet. Dazu kommt aber auch, dass Gemeinden Leiter in ihre Aufgabe als eine Art Vorgesetzte der Gemeinde betrachten. Das ist aber schon am eigentlichen Wesen der geistlichen Leitungsaufgabe vorbei gedacht.
Hier werden dann gerne Vergleiche aus dem Königtum des A.T. gezogen um geistliche Leiter zu charakterisieren. Nur wird dabei etwas allzu leicht übersehen:
Gott wollte im A.T. kein Königtum vom Menschen sondern Er sollte der König des Volkes sein. Zu Samuel sagt Gott, als das Volk unbedingt einen König nach Muster der sie umgebenden Völker haben wollte:
1 Samuel 8:7 Der HERR aber sprach zu Samuel: Höre auf die Stimme des Volkes in allem, was sie dir sagen! Denn nicht dich haben sie verworfen, sondern mich haben sie verworfen, dass ich nicht König über sie sein soll.
Wenn wir Könige über uns wählen, verwerfen wir Gott, der unser einziger König sein soll.
Ist Gott also schon im A.T. gegen menschliche Könige in seinem Volk, so ist er es im N.T. noch viel mehr. Denn im N.T. hat Gott seinen Sohn Jesus als alleinigen Herrscher über Alles gesetzt:
Matthäus 28:18 Und Jesus trat zu ihnen und redete mit ihnen und sprach: Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden.
Johannes 3:35 Der Vater liebt den Sohn und hat alles in seine Hand gegeben.
Philipper 2:9 Darum hat Gott ihn auch hoch erhoben und ihm den Namen verliehen, der über jeden Namen ist, 10 damit in dem Namen Jesu jedes Knie sich beuge, der Himmlischen und Irdischen und Unterirdischen, 11 und jede Zunge bekenne, dass Jesus Christus Herr ist, zur Ehre Gottes, des Vaters. (und viele viele Stellen mehr!)
Gott wollte keine menschlichen Könige für sein Volk und will sie Heute erst Recht nicht!

Daher ist es verhängnisvoll, wenn Gemeinden sich Könige in Leitungsämter wählen, statt bewährte Christen in Leitungsaufgaben zu stellen.
Beachten sie bitte hier nochmals den wesentlichen Unterschied zwischen Amt und Aufgabe! Ämter gibt es im N.T. nicht mehr, es gibt Aufgaben für die Gemeinde.

Halten wir fest: wir können zwar aus den Charakteren der alttestamentlichen Königen viel über den Charakter eines geistlichen Leiters lernen, aber hier dürfen wir Amt und Aufgabe nicht verwechseln. Könige werden als Herrscher auf Lebenszeit gewählt, eine Aufgabe aber erfüllt Jemand so lange, wie er diese gut erfüllt. Könige können nur gestürzt werden, Aufgaben können auf Andere neu delegiert werden. Gefallene Könige können nur noch im Exil leben, wobei jemand der eine neue Aufgabe bekommt, keinerlei gesellschaftliche Schmach deswegen erleiden muss. (Auch wenn ein Solcher solche Schmach zu oft ertragen muss)

Fehler oder Fehlverhalten von Leitern
Geistliche Leiter werden also Idealerweise deshalb von einer Gemeinde in diese Aufgabe gewählt, weil diese Leiter überzeugt haben. Dies bedeutet nicht, dass diese Leiter unfehlbar oder perfekt wären. Nein, es sollte eigentlich bedeuten, dass diese Christen auch darin überzeugt haben, wie sie mit ihren Fehlern und evtl. Ermahnungen umgehen.
Ein Leiter, der keine Fehler macht kann kein Vorbild für Christen sein, die immer wieder Fehler machen. Fehlerfrei ist alleine nur einer: Gott selber. Also kann ein geistlicher Leiter auch nur hier Vorbild sein, wenn er ebenso Fehler macht. Wenn er sie macht muss er vorbildlich aufzeigen, wie ein Christ mit berechtigter Kritik umgeht und was Bußfertigkeit bedeutet. Bußfertigkeit bedeutet nicht nur Fehler als solche anzuerkennen und dafür um Entschuldigung zu bitten, sondern es bedeutet sein Verhalten auch nachhaltig zu ändern, bzw. sich eine Stütze durch andere Leiter zu suchen - Jemand der den Leiter in diesem Bereich jederzeit ermahnen darf.

Darf denn ein Christ geistliche Leiter in Frage stellen?
Natürlich! Er darf nicht nur, sondern er sollte es immer wieder tun. Das bedeutet nicht, dass man dem Leiter keinerlei Leitungsautorität gibt, sondern es bedeutet dass die Gemeinde sich immer wieder neu fragen muss, ob der Leiter weiterhin überzeugt.
Daher darf auch jeder Christ geistlichen Leitern offen sagen, wenn er Probleme mit der Art oder dem Stil der Leitung hat.
Es ist nicht die Frage das Leiter hinterfragt werden, sondern die Frage ist, wie geht der Leiter damit um?
Verbindet der Leiter eine Kritik an seiner Aufgabenerfüllung sofort mit einer Infragestellung seiner Person, hat er ein nicht unerhebliches Problem, dass sich unweigerlich negativ auf die Gemeinde auswirken wird. Er muss sich fragen lassen, ob er so wirklich geeignet ist, dem Leib Christi als Leiter zu dienen.
Um so mehr muss ein Leiter fähig sein Kritik darin anzunehmen, wo er in Sünde gefallen ist. Denn eine solche Sünde will sich zwischen ihn und Gott drängen und ihn von Gott entfremden. Ein bußfertiger Leiter hingegen wird eher fähig sein andere Christen darin anzuleiten ebenso bußfertig zu sein.
Ich rede hier nicht davon, dass geistliche Leiter gleichsam mit entblößter Seele vor allen anderen Christen wandeln sollten. Auch für Leiter gilt das Recht auf Intimsphäre und das er nicht als willkommenes Opfer für die Kritiksucht Mancher herzuhalten hat. Aber auch er ist gehalten Buße in dem Rahmen zu tun, wo er gefehlt hat. Hat er im Privaten gefehlt, so soll er wie jeder Andere der Gemeinde unter vier Augen ermahnt werden. Hat er vor der Gemeinde gefehlt, muss er auch dort Buße tun - so wie jeder andere Christ auch. (Unnötig zu sagen, dass auch dies zu oft in Gemeinden nicht so für alle Christen gehalten wird.)

Also darf ein geistlicher Leiter Fehler machen? Ja! Es ist Teil seines Menschseins und es gehört zu seiner Aufgabe damit als Vorbild umzugehen.
Haben wir also Gnade mit denen, die unter uns in Leitungsaufgaben dienen und machen uns immer bewusst, dass wir alle Sünder sind die der Gnade Gottes bedürfen.

Kontinuierliches Fehlverhalten von Leitern
Was aber, wenn ein Leiter ein kontinuierliches Fehlverhalten aufzeigt?

Es kann bei aller Umsicht und ehrlichen Absichten immer wieder vorkommen, dass ein Mensch durch die Autorität, die ihm zugestanden wird, dazu verleitet wird, daran zu scheitern oder diese zu missbrauchen. Auch das ist nur Menschlich. Das ist noch nicht wirklich eine Katastrophe, sie kann es aber leicht werden, wenn sowohl Leiter wie Gemeinde damit nicht umsichtig umgehen.

Machen wir uns noch einmal deutlich: geistliche Leitung ist eine Aufgabe, kein Amt. Fehlt Jemand in der Ausübung der Aufgabe, sollte diese ihm partiell oder für eine Zeit lang entzogen werden.
Sinnigerweise würde wohl kaum einer ernsthaft diskutieren wollen, dass ein Arbeiter, der eine Maschine nicht richtig zu bedienen weiß und damit Schaden verursacht, zunächst von dieser Aufgabe wieder entbunden werden sollte und ggf. nochmals darin neu angeleitet werden sollte, bevor man ihm eine neue Chance in dieser Aufgabe gibt. Geht es aber um geistliche Aufgaben wird sehr oft so getan, als müsse nun die Gemeinde damit leben, dass der Leiter hier etwas nicht beherrscht, sondern dieses Etwas womöglich gar ihn beherrscht. Welch ein Unsinn!
Könige darf man nicht hinterfragen. Leiter in der Ausführung ihrer Aufgabe aber sehr wohl.

Leitungsaufgaben sollen dazu dienen, dass der Leib Christi in Liebe Erbaut wird:
Epheser 4:16 Aus ihm wird der ganze Leib zusammengefügt und verbunden durch jedes der Unterstützung dienende Gelenk (hier auch die Leitungsaufgaben), entsprechend der Wirksamkeit nach dem Maß jedes einzelnen Teils; und so wirkt er das Wachstum des Leibes zu seiner Selbstauferbauung in Liebe.

Zeigt also ein geistlicher Leiter ein kontinuierliches Fehlverhalten in seiner Aufgabe auf und ist nicht bereit sich darin ermahnen zu lassen und auch Buße zu üben, muss dieser Leiter seiner Leitungsaufgabe entbunden werden. Tut die Gemeinde das nicht, willigt sie wissentlich ein, dass dem Leib Christi geschadet wird.
Machen wir uns auch nichts vor: die Geschehnisse in einzelnen Gemeinden betreffen nie nur die einzelne Gemeinde, sondern werden auch darüber hinaus wahrgenommen und werden beispielhaft für viele Gemeinden wahrgenommen. Die Gemeinde kommt also nicht umhin zu handeln, wenn sie Gott treu sein will.

In der Realität entziehen Christen tatsächlich solchen Leitern nach und nach die Leitungsautorität über sie. Leider viel zu häufig, indem sie sich durch Gemeindewechsel der Leitung entziehen und viel zu selten, indem Leiter, die sich kontinuierlich fehlverhalten, ihrer Aufgaben entbunden werden.

Leiter, die um sich Gruppen scharen um sich von berechtigter Kritik abzuschirmen, die gar anfangen die Christen in der Gemeinde zu verfolgen, die auf ihr Fehlverhalten zeigen, versündigen sich schwer am Leib Christi. Geistliche Leiter sind gerufen Gruppenkämpfen in der Gemeinde entgegenzustehen und nicht selber solche zu initiieren.
Leider erlebt man zu oft, dass dies dennoch in Gemeinden geschieht.

Ich möchte hier noch einmal betonen, dass ich hier von geistlichen Leitern rede, die sich kontinuierlich Fehlverhalten bzw. ihre gegebene Macht missbrauchen. Ich rede jetzt nicht davon, dass Leiter auch mal Fehler machen! Nicht dass wir uns hier falsch verstehen.

Ich bin mir sicher, dass ich mit diesem Thema ein Tabu in manchen Reihen des Leibes Christi anspreche. Ich halte es allerdings für nötig, dass dieser Teil bibelorientierter Lehre angesprochen werden muss - ob sie biblisch ist mögen sie für sich entscheiden.

Fragen sie sich selber, wie sie geistliche Leiter bisher gesehen haben: als treue Diener in einer Aufgabe oder als Könige oder gar „kleine Götter” in der Gemeinde. Und wie sehen ihre Geschwister in ihrer Gemeinde das? Haben sie an dem, was ich hier ausgeführt habe womöglich schwer zu schlucken? Wenn ja warum?
Fragen sie sich noch einmal: Was ist der Unterschied zwischen Aufgabe und Amt? Warum gibt es im N.T. kein Amt in der Gemeinde mehr? Warum ist es so wichtig, dass Leiter deshalb leiten sollten, weil sie Überzeugen und nicht weil sie einen Sympathiewettbewerb gewonnen haben oder überzeugend als „Gesalbte” auftreten oder von Anderen so präsentiert werden. Warum ist es so wichtig, dass bei geistlichen Leitern ein jesusähnlicher, demütiger und dienender Charakter sichtbar wird, bevor man ihnen Leitungsaufgaben überträgt?
Ich meine, weil so dem Leib Christi, Gemeindegliedern und auch den Leitern viel Leid erspart bleibt. Und weil es, wichtiger noch, Gott die Ehre gibt, die alleine nur Ihm gebührt.

Ich meine, dass auch dieser Abschnitt geeignet ist ein Reihe Gedanken anzustoßen und Fragen in den Raum stellt, die sie für sich beantworten müssen. Nur tuen sie sich den Gefallen die Gedanken dieses Artikels nicht einfach zu verwerfen.

Es gibt immer noch so manches zu überdenken, wenn wir über Leiten durch Überzeugen nachdenken.

Charly

Zur Diskussion über dieses Thema...

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Freitag, 8. Dezember 2006
1. Der kooperative Leib Jesu.
Die Bibel erwähnt insgesamt 9 Mal im Neuen Testament, dass die Gemeinde der Leib Jesu ist. Drei Mal wird dabei hervorgehoben, dass Jesus auch das Haupt dieses Leibes ist.
Wir wissen, dass jeder lebendige Körper durch das Haupt (den Kopf, bzw. das Gehirn) gesteuert wird. Wenn das nicht mehr, oder nicht mehr richtig funktioniert, gibt es Probleme für den ganzen Organismus, schlimmstenfalls wird er sogar sterben.
Wir alle sollen als Christen intakte und miteinander verbundene Glieder am Leib Jesu sein, in unterschiedlicher Art und Weise funktionieren und uns gegenseitig ergänzen (s. 1.Kor.12). Wenn diese Körperfunktionen in Harmonie ablaufen sollen und ein gesundes Körperwachstum geschehen soll, dann muß die Steuerung des gesamten Leibes durch das Haupt gewährleistet sein. Alle Glieder sind dabei auf das Haupt, bzw. auf das Gehirn gerichtet und mit ihm verbunden, so dass Informationen und Botenstoffe in den ganzen Leib gelangen können. Ähnlich verhält es sich mit dem Herzen und dem Blutkreislauf, der alle Teile des Körpers mit Nahrung versorgt. Jesus muß auch unsere Mitte, unser Herz sein. Mehrmals spricht die Bibel sehr klar über die Leibstruktur der Gemeinde:

1. In Römer 12.3-8 lehrt Paulus, dass wir Glieder eines Leibes sind und als solche unterschiedliche Gaben (griech. charismata) von Gott bekommen haben. Diese Gaben, die ich als natürliche Gaben, Schöpfungsgaben oder als Motivationsgaben bezeichne, wurden uns von Gott als Veranlagung gegeben, sie beinhalten die Befähigung zu bestimmten Aufgaben und Tätigkeiten in der Gemeinde. In Vers 4 wird hier eingangs das griechische Wort prasso (Aufgabe, Tätigkeit, Arbeit) benutzt, von dem das Wort Praxis abgeleitet ist. Gemeint sind damit die verschiedenen Praxisfelder der Gemeinde, Arbeitsbereiche, die zu unserer Veranlagung passen und die wir durch richtige Einschätzung (V.3) finden sollen. Es sind diejenigen Tätigkeitsfelder, die am besten zu unseren Fähigkeiten und zu unserer Person passen. Eine dieser Aufgaben in der Gemeinde umfasst auch die Leitung.

2. In 1.Kor.12 steht, dass wir alle in einen Leib hineingetauft wurden und somit untereinander Glieder eines geistlichen Leibes sind. Der Heilige Geist teilt jedem einzelnen Glied seine Impulse, seine Gaben (griech. charismata pneumatikos) so mit, wie er es will, aber es soll zum Nutzen aller in der Gemeinde sein (V.7/11). Man spricht hier auch von Manifestationen des Heiligen Geistes (V 7). Beim Zusammentragen dieser Gaben wird der ganze Leib erbaut und erhält Weisung und Führung, nicht durch besondere natürliche Begabungen, und nicht durch die Leitungsstärke einzelner Personen, sondern durch die vom Heiligen Geist mitgeteilten Manifestationen, die durch die einzelnen Gläubigen fließen. Als zum Beispiel die Gemeindeleitung in Antiochien betete und fastete, sprach der Heilige Geist: „Sondert mir nun Barnabas und Saulus zu dem Werk aus, zu dem ich sie berufen habe“ (Apg.13,1). Durch eine oder mehrere Personen floss hier die Manifestation des „Wortes der Erkenntnis“, um die ganze Gruppe in die vorbereitete Richtung zu leiten.
Beim Zusammenwirken der geistlichen Gaben ist es wichtig, dass der Heilige Geist und nicht Menschen die Ordnung bestimmen dürfen, sonst gibt es Chaos. Es muß in der Gemeinde schrittweise eingeübt werden, dass auch starke Persönlichkeiten lernen, sich zurückzuhalten, damit die Gabe des Heiligen Geistes mitwirken und entscheiden kann.

3. In Eph. 4 lesen wir, dass Jesus seiner Gemeinde zusätzlich auch spezielle Dienste (diakonia) gegeben hat, damit der ganze Leib zum Dienst zugerüstet und auferbaut wird. Da gibt es also im Leib eine besondere Kategorie von Gaben, griech. doma (Gegebene), die sich von den anderen Gaben unterscheiden. In Vers 8 heißt es, dass Jesus seiner Gemeinde spezielle Gaben gegeben hat, in dem er Menschen für sie eingesetzt oder bestellt hat. Diese sind dazu da, alle Glieder der Gemeinde zu trainieren (V.11), damit diese wiederum in ihren Gaben effektiv wirken können. Hier handelt es sich also nicht um bestimmte Tätigkeiten und Arbeiten, die einzelne gut können und es geht auch nicht um die Manifestationen des Heiligen Geistes, die zum Nutzen aller gegeben wurden, sondern es geht hier um bestimmte Personen, die Gott erwählt hat, um der gesamten Gemeinde mit ihrem Leben zu dienen. Ihre Berufung ist es, ganz für den Leib Jesu da zu sein, und als ein spezieller Dienst zu funktionieren. In ihrer Vorbildwirkung und Tätigkeit für alle geben sie Orientierung und Weisung für das Verhalten und auch für die Richtung, in die sich die Gemeinde bewegen soll.

4. Eph. 4,15-16 und Kol. 2,19 zeigt uns nun, dass der ganze Leib vom Haupt aus, mit seinen Gliedern von den Gelenken und Bändern zusammengehalten wird und wird und jedes einzelne Teil am Leib dadurch unterstützt wird und die entsprechende Hilfe zum Wachstum Gottes erhält. Die Gelenke und Bänder haben also innerhalb des Leibes eine besondere Funktion, was das Wachstum des ganzen Leibes betrifft. Sie dienen allen und befähigen alle Glieder, damit sie ihren Dienst richtig ausführen können. Das ist genau das, was wir vorher in Epheser 4.11f über die fünf Dienste gesagt haben, die Gott gegeben hat, um den ganzen Leib zuzurüsten und aufzuerbauen.
Es gibt also innerhalb der Aufgaben, Gaben und Dienste einer Gemeinde eine Ordnung, die das kooperative Leben des gesamten Leibes erst ermöglicht. Auch für jede Art von Entscheidungsfindung und Handlungsanweisung ist das von größter Wichtigkeit. Diese Ordnung ist keine Rangordnung und auch keine Bewertung sondern eine Beschreibung der Funktionsweise des Leibes. Sie zeigt auf, wie die unterschiedlichen Aufgaben und Funktionen miteinander koordiniert sind damit sie effektiv kooperieren können.

Wenn es in 1.Kor.12.28 heißt, „Gott hat gesetzt in die Gemeinde erstens Apostel, zweitens Propheten, drittens Lehrer …“, dann meint Paulus damit nicht, dass einzelne Personen als Entscheidungsträger bestimmte Positionen innehaben sollen. Nein, er meint damit eine Abfolge, bzw. eine Reihenfolge der Dienste und Gaben für den Aufbau der Gemeinde. Zuerst legen die Apostel und die Propheten das Fundament der Gemeinde, sie legen den „Christus“ in die Herzen der Bekehrten (siehe Eph.2, 20). Danach folgt der Lehrer mit seiner wichtigen Arbeit, die jungen Christen entsprechend zu unterweisen. Das sehen wir deutlich in 1.Kor. 3.6-8, wo Paulus erklärt, dass er, als Apostel die neuen „Christenpflanzen gesetzt hat“ und danach der Lehrer Apollos kam, um diese kräftig mit seiner Lehre zu begießen.
Wichtig ist es, hier auch anzumerken, dass diese Reihenfolge in 1.Kor.12.28 den gesamten, überörtlichen Bereich der Gemeinde betrifft, also die Tätigkeit der Gemeindegründung und des Gemeindeaufbaus. Für die lokale Gemeinde ist eine andere Ordnung vorgesehen, die direkt danach wirksam werden soll, dazu werden wir noch später kommen werden.
Die Aufgaben und Tätigkeiten der Dienste unterscheiden sich also in Art, Funktion und Wirkungsweise grundlegend von den einzelnen Geistesgaben und von den natürlichen Gaben. Das ist wichtig für den gemeinsamen Weg bei Entscheidungssuche und Führung in der Gemeinde. Durch das Befolgen der Ordnungen, die Gott in den Leib gegeben hat, erfüllen wir schon die erste Bedingung zur Gesundheit und zum Wachstum des gesamten Leibes.
Das gesamte Bild des kooperativen Leibes sieht also wie folgt aus:
- Vom Haupt gehen die Impulse zur Leitung, Entscheidungsfindung, Koordination und Bewegung aus. Dort ist die oberste Schaltzentrale, wo alle Aktionen des Leibes seinen Anfang nehmen.
- Danach werden die Gelenke und Muskelbänder der Dienste aktiviert,
- damit dann die einzelnen Glieder zielgerichtet agieren können. Die Gelenke und Bänder koordinieren und stärken also den Leib, damit die Glieder ihre Funktionen und Tätigkeiten ausführen können. Beispiel: Der Kopf dreht sich durch ein besonderes Gelenk und durch die Unterstützung einiger Muskel nach rechts, damit das Auge nach einem bestimmten Gegenstand suchen kann. Oder: Das Schultergelenk hebt den Arm durch die Kraft der Muskel und das Ellbogengelenk streckt sich, damit die Hand nach einem erhöhten Gegenstand greifen kann. Würden die Gelenke und die Muskeln nicht die entsprechenden Bewegungen ausführen, könnten die Hand und die Finger den Gegenstand nicht greifen. Wir sehen, wie wichtig die Gelenke und Bänder sind, damit die einzelnen Glieder ihre Aktionen erfolgreich ausführen können. Aber immer nimmt die Bewegungsabfolge ihren Anfang bei einem Impuls, der aus dem Gehirn kommt. Der Impulsgeber muss in jedem Fall der Heilige Geist selbst sein, der die Gemeinde dann durch die Gelenke, Bänder und Glieder leiten wird.

von Richard Schutty

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Donnerstag, 7. Dezember 2006
Leitung in der Hausgemeinde ?
Ich glaube, dass bei Entscheidungsfindungen, Orientierung und Vision weniger die richtige Methode das Problem ist, als mehr die Herzenshaltung der Hausgenossen. Wenn es den Leuten in der Hausgemeinde nicht um Politik geht, damit meine ich, bestimmte Personen und ihre Haltung zu stärken sondern wenn es ihnen vielmehr darum geht, den Willen Gottes zu erkennen und zu tun und selbst zurückzutreten, dann ist es kein Problem in Einheit eine Entscheidung zu treffen und danach zu leben. In kleinen überschaubaren Hausgemeinden ist das wesentlich leichter zu handhaben. Es ist hier einfacher im Gespräch und im Gebet einen Konsens zu finden. In unserer Hausgemeinde ist das auch mehrfach in schwierigen Fragen gelungen. In großen Pastorengemeinden ist das eher problematisch. Ich bin deshalb froh, dass ich in einer HG bin, wo wir das so lernen und praktizieren können.

Ich sehe vier Prinzipien, bzw. Grundvoraussetzungen für Entscheidungsfindung und Orientierung in der Gemeinde. Es sind vier Aspekte, die in einer Gemeinde zur Wirkung kommen sollen, damit der Wille Gottes für die Einzelnen und für die ganze Gemeinde geschehen kann:

1. Der kooperative Leib Jesu.

2. Die Leitung und Führung durch den Heiligen Geist.

3. Die Autorität der Heiligen Schrift für die Gemeinde..

4. Die Ältesten, als Aufseher und Hirten der Gemeinde.

Ich will in nachfolgenden Beiträgen diese vier Aspekte betrachten.

Ric

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Sonntag, 26. November 2006
Leiten durch Überzeugen II
Die Autorität des Leiters

Immer wieder ist die Autorität von Leitern in der Gemeinde ein Thema. Die Frage, welche Autorität sie haben und wer sie ihnen gibt.

Im ersten Teil habe ich ja schon ausgeführt, dass ein ganzer Teil der Leiterschaftsautorität durch die gegeben wird, die sich freiwillig der jeweiligen Leiterschaft unterstellen. Hier haben wir also schon eine erste Ebene der Autoritätsvermittlung: durch die Gemeinde.

Die zweite Ebene der Autoritätsvermittlung ist die Vermittlung von Autorität durch Gott.
Gott bestätigt hier durch sein Wirken, dass er den geistlichen Leiter als solchen mit der Aufgabe des Leitens betraut hat. Wie aber genau verhält es sich hier in dieser Ebene? Was heißt das genau?

Die Aufgabe des Leitens

Es wäre falsch davon auszugehen, dass Gott zunächst und zuerst Autorität an Leiter vermittelt. Leiten ist kein Amt, Leiten ist eine Aufgabe. Somit vergibt Gott zunächst die Aufgabe des Leitens an reife und bewährte Christen.
Reif und bewährt sollen sie sein, führt Paulus an:
1 Timotheus 3:2 Der Aufseher nun muss untadelig sein, Mann einer Frau, nüchtern, besonnen, sittsam, gastfrei, lehrfähig, ........... 4 der dem eigenen Haus gut vorsteht und die Kinder mit aller Ehrbarkeit in Unterordnung hält............. 6 nicht ein Neubekehrter, damit er nicht, aufgebläht, dem Gericht des Teufels verfalle. 7 Er muss aber auch ein gutes Zeugnis haben von denen, die draußen sind, damit er nicht in übles Gerede und in den Fallstrick des Teufels gerät.
Titus 1:9 der an dem der Lehre gemäßen zuverlässigen Wort festhält, damit er fähig sei, sowohl mit der gesunden Lehre zu ermahnen als auch die Widersprechenden zu überführen.


Gott vergibt hier eine Aufgabe, wie er sie im Gespräch zwischen Jesus und Petrus in Joh. 21:15ff erläutert. (Nicht verwunderlich also, dass Petrus sich in seinem Brief, 1.Petr. 5:1-4, genau darauf wieder bezieht) Hier nimmt Jesus wiederum Bezug auf sein Reden über die Schafe und den Hirten in Joh. 10:1ff. Hier zeigt er auch ab Vers 11 den Unterschied zwischen guten Hirten und Mietlingen - Tagelöhner, die sich um Schafherden kümmern - auf. Der Hirte, der für seinen Herrn die Schafe hütet, hat keinen Besitzanteil an den Schafen. (Auch der „den Hirten anvertraute Anteil der Herde" im 1.Petr. 5:3 ist kein Besitzanteil, sondern drückt lediglich aus, dass dies ein Teil der gesamten Herde Gottes ist.) Er hat kein Amt, er hat eine Aufgabe. Die Ausführung seiner Aufgabe definiert ihn als Hirten und nicht ein Titel.
Gott gibt seinen Hirten aber auch eine Beglaubigung mit, dass sie zurecht diese Herde hüten. Gott bestätigt die Aufgabe des Hirten indem er ihm eine Autorität vermittelt.

Hier kommen wir zu dem Wesen der geistlichen Autorität
Das Wesen der geistlichen Autorität ist, dass sie niemals genommen, sondern immer verliehen wird. Sie wird zum einen von Gott und zum anderen von dem Gemeindegliedern verliehen. Wann immer sich ein geistlicher Leiter eine Autorität nehmen will, handelt er entgegen dem Wesen göttlicher Leiterschaft.
Jegliche Autorität, die ein Leiter also hat, ist eine Ausstattung um die Aufgabe tun zu können.

Gerne wird hier eine besondere Autorität der Leiter im geistlichen Bereich, insbesondere im Gebet für seine Leute angeführt. Es wird davon gesprochen, dass Christen mit einen geistlichen Schutz durch Leiter abgedeckt sein müssten. Leider ist es nicht selten so, dass die Gläubigen eher Schutz vor div. Leiter benötigten, als das sie Schutz durch Leiter erfahren.

Die innerweltlichen Aufgaben der Leiter sind i.d.R. Leicht erkennbar: es geht hier um das Vermitteln und das Achten auf die richtige Lehre, dem Achten darauf, dass innerhalb der Gemeinde die Beziehungen untereinander in Gottes Sinne gelebt werden, zu vermitteln, aufzuerbauen und zu trösten, usw.
Ich möchte hier auch erwähnen, dass der Leiter auch eine Schutzaufgabe für seine Gemeindemitglieder nach Außen hin hat. Werden Gemeindeglieder von Außen in Frage gestellt oder gar mit Vorwürfen angegriffen o.ä., so erwartet Gott hier eine Loyale Haltung des Leiters zu seinen Gemeindegliedern. Allzu oft wird aber auf den Klatsch und Tratsch unter Leitern gehört und dem Gemeindeglied weniger geglaubt, als den Worten anderer Leiter. Klatsch und Tratsch, oder wie Luther es nannte: „Afterreden", gibt es schon viel zu viel im Leib Christi. Welch ein Vorbild geben Leiter hier ab, wenn sie dem Klatsch Gehör schenken oder gar dies sogar noch unter sich zu tun pflegen?
Nicht nur, dass der Leiter selber von Außen her einen guten Ruf haben soll (1.Tim. 3:7), so soll er auch die Gemeindeglieder dazu anhalten auch außerhalb der Gemeinde einen guten Ruf zu erwerben.

Wie aber sehen die geistlichen Aufgaben des Leiters aus?

Die geistliche Autorität des Leiters

Auch hier haben wir zunächst eine Aufgabe, die der Leiter von Gott her hat. Wir können dies insbesondere am Beispiel des Paulus sehen: Röm. 1:9ff, Eph. 1:14ff, Phil. 1:9ff und 1.Thess. 1:2 - das Gebet für die Gläubigen.
Paulus betete regelmäßig und mit voller Hingabe für die, die ihm anvertraut wurden. Dies ist eine vornehmliche Aufgabe der Leiter, die leider zu oft vernachlässigt wird. Zu oft empfinden geistliche Leiter nicht im Ansatz die Leidenschaft für ihren anvertrauten Teil der Herde, wie wir es im Beispiel des Paulus erleben können. Paulus rang im Gebet für jeden Einzelnen in all den Gemeinden, die er gegründet oder betreut hat. Oft, so schreibt er, betet er unter Tränen und innerem Ringen für diese Christen.

Wie verhält es sich nun hier? Hat der Leiter im Gebet besondere Autorität in Bezug auf seine Christen?
Halten wir nochmals fest: Autorität wird verliehen, nicht genommen. Auch hier wird besondere Autorität von Gott als Reaktion auf das aufrichtige und hingebungsvolle Gebet des Leiters erwidert. Durch Gottes Reaktion vermag der Leiter auch Gebete in Vollmacht für seine Gemeindeglieder zu sprechen. Aber ist diese Vollmacht eine besondere Vollmacht? Nein! Jeder Christ, der aufrichtig und hingebungsvoll für andere Christen betet, wird dieselbe Vollmacht durch die Reaktion Gottes erhalten. Denn nicht der Beter ist hier ausschlaggebend, sondern Gott, der die Gebete hört und entsprechend reagiert. Autorität im Gebet fußt ausschließlich auf der Reaktion Gottes, nicht auf den Beter selber - das sollten wir immer im Hinterkopf behalten. Gott ist der Handelnde und nur Ihm gebührt alle Ehre dafür. Fürbitte füreinander zu tun ist ein Gebot an den gesamten Leib Christi. Für geistliche Leiter ist es zusätzlich noch Bestandteil ihrer Aufgabe. Sie haben also nicht nur das allgemeine Gebot der Fürbitte, sondern auch die besondere Aufgabe für ihre Gemeindeglieder zu beten.

Im Gebet hat der Leiter dann auch die Autorität zu binden und zu lösen (Matth. 18:17 und Joh. 20:23 im Kontext der Sündenvergebung) oder um Heilung der Seele und des Körpers zu beten (Jak. 5, etc.). Aber immer ist es so, dass der Leiter hier etwas als Aufgabe hat, was dem Gesamtleib Christi als Gebot gegeben wurde, somit also auch von jedem anderen Christ ausgeübt werden kann. Im Besonderen hat der Leiter eher die Aufgabe Andere in solchen Gebeten anzuleiten, als sie alle selber zu tun.

Weiter hat auch der neutestamentliche Leiter geistliche Aufgaben und Autorität in rituellen Handlungen wie Salbung mit Öl, Taufe und Abendmahl. Aber auch hier: neben dem dass Alle aufgerufen sind solche Handlungen aneinander zu tun, ist der geistliche Leiter besonders dazu beauftragt. So wird keine dieser Handlungen erst durch die Hand des Leiters besonderen Wert zuteil. Jede Tauf in der richtigen Haltung vor Gott ist eine gültige Taufe, jedes Abendmahl in der richtigen Haltung eingenommen ein würdiges und vor Gott gültiges etc. Dem Leiter ist auch hier keine besondere Autorität zugeordnet, es sind aber seine besonderen Aufgaben, diese zu tun und darin anzuleiten. Man bedenke, das Paulus von sich im 1.Kor. 1:14 sagt, dass er lediglich zwei Mitglieder der Korinther Gemeinde getauft hat. Offensichtlich wurden die Taufen auch durch andere Gemeindeglieder ausgeübt - so wie auch im Beispiel des Diakons Philippus in Apg. 8:36ff
Hier muss auch noch das Vermitteln von geistlichen Gaben oder Aufgaben durch Handauflegung erwähnt werden. Auch hier unterstehen solche Handlungen nicht der Willkür des Leiters, sondern bedürfen immer der Bestätigung durch Gott und der Gemeinde. Die Handlung der Handauflegung ist auch nur eine Symbolische und von geringem Wert, wenn sie nicht durch Gottes Reaktion bestätigt wird.

Ebenso gibt es besondere Segnungshandlungen, die im Aufgabenbereich eines geistlichen Leiters gegeben werden. Diese Aufgaben werden i.d.R. Durch die Gemeindeglieder vermittelt. Dies können Trauungen, Kindersegnungen, etc. Sein. Wir finden solche Handlungen kaum im Wort Gottes wieder, dennoch haben sie sich nach und nach in die Gemeinde eingefunden.

Der neutestamentliche Leiter im Vergleich zum alttestamentlichen Priester

In unschöner Regelmäßigkeit kommen Zeiten unter den Christen wieder, wo geistliche Leiter sich mit den Priestern und Propheten des alten Testaments vergleichen, deren besondere Aufgabe es war, Mittler zwischen Gott und den Menschen zu sein. Kaum ein Opfer, das nicht durch einen Priester dargebracht werden musste, kaum ein Segen, der nicht von einem Priester gesprochen werden musste, kaum ein Wort Gottes an sein Volk, das nicht von einem Propheten weitergegeben wurde. Aber dies ist das alte Testament! Wir befinden uns im neuen Testament und haben nur noch einen Mittler zwischen Gott und Menschen: Jesus Christus.
1 Timotheus 2:5 Denn einer ist Gott, und einer ist Mittler zwischen Gott und Menschen, der Mensch Christus Jesus, 6 der sich selbst als Lösegeld für alle gab, als das Zeugnis zur rechten Zeit.
Durch die Erlösungstat am Kreuz durch Jesus Christus sind wir in den neuen Bund gekommen, in dem wir nun alle Priester und Könige unter Jesus sind:
1 Petrus 2:5 lasst euch auch selbst als lebendige Steine aufbauen, als ein geistliches Haus, ein heiliges Priestertum, um geistliche Schlachtopfer darzubringen, Gott wohlannehmbar durch Jesus Christus! ......... 9 Ihr aber seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, eine heilige Nation, ein Volk zum Besitztum, damit ihr die Tugenden dessen verkündigt, der euch aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht berufen hat

Dies sollte eigentlich klar sein und wurde u.a. Durch Luther wieder im Besonderen betont, dass es kein spezielles Priestertum mehr gibt, sondern dies durch ein allgemeines Priestertum abgelöst wurde. Dennoch erlebt der Leib Christi immer wieder, dass Leiter sich über den Leib erheben wollen und für sich Autorität beanspruchen, die dem gesamten Leib gegeben wurde und nicht mehr einzelnen Personen im Besonderen.
Klar, es erscheint leichter zu sein in einem Amt mit besonderen Autoritäten die Aufgabe des Leitens auszuüben, aber dies hinterlässt immer nur destruktive Spuren. Jeder Leiter, der sich als Mittler - wenn auch nur im Speziellen - zwischen Gott und Menschen versteht, will sich an die Stelle Jesu setzen. Jede Leitungsaufgabe muss im Lob Gottes münden, muss den Gläubigen auf Gott zentrieren und fokussieren. Der Leiter muss hinter seiner Aufgabe des Leitens verschwinden um dem Ruhm Gottes Raum zu geben.
Das entbindet die Gemeinde aber nicht, dem Leiter lobende Anerkennung für seine gute und treue Ausübung seiner Aufgabe zu geben: 1.Tim. 5:17-19

Leiten durch Überzeugen im Umgang mit der anvertrauten Autorität

Kommen wir zum eigentlichen Thema zurück, denn dies soll und kann hier keine abschließende Aufzählung der Aufgaben von geistlichen Leitern sein. Autorität ist also verliehen und gegeben, damit die Aufgabe, zu der die geistlichen Leiter beauftragt sind, in guter Weise ausgeübt werden kann.
Es bleibt: Jede Autorität wird erst als solche wirksam, wenn sie als solche erkannt und anerkannt wird. Neutestamentliche Leiter haben nicht die Aufgabe zu richten und damit Autorität Gottes über die Anerkennung durch den Leib Christi hinweg wirksam auszuüben. Gott mag und wird durch von Ihm berufene Leiter durch besondere Wirkungen und geistlichen Gaben seine Berufung der Person bestätigen. Aber dies ist alles zum Zeugnis gegeben und nicht zum manipulieren, zum Machterhalt oder gar zum richten des Volk Gottes. Und jeder Leiter darf nicht vergessen: egal wie außergewöhnlich die geistliche Gabe sein mag, in der er wirken kann, sie wird niemals dazu gegeben, damit der Leiter an die Stelle Gottes rücken darf. Ich betone das so, weil dies ein sehr sensibles Gebiet ist. Allzu schnell werden Leiter dazu verführt, sich in den Mittelpunkt zu stellen und den Fokus von Jesus auf sich zu verbiegen. (Apg. 20:30)

Ein geistlicher Leiter wird also im Leib Christi seinen Platz finden und Anerkennung finden, wenn er seine Aufgabe in überzeugender Weise ausübt, sich darin bewährt und sorgsam mit der ihm verliehenen Autorität umgeht. Jeder der darin gut zu arbeiten weiß, wird nicht um Anerkennung ringen müssen. Und selbst wenn sie ihm verweigert wird, so wird ein solcher Leiter nicht im Zorn reagieren, wissend dass nicht er beschnitten wird, sondern Gott beschnitten wird (1.Sam. 8:7). Auch hier ist Paulus ein gutes Beispiel eines neutestamentlichen Leiters. (2.Tim. 14-18)

Charly
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